Veröffentlicht 20. Juli 2023

von Sascha Heijmink

Was wurde aus Spartacus?

Was bietet die Frontend Technologie Composable Storefront

Was vor einigen Jahren als Projekt „Spartacus“ begann, erhielt Ende 2022 von SAP nicht nur einen neuen (und leider deutlich weniger griffigen) Namen, man verabschiedete sich zeitgleich auch vom Open-Source-Ansatz.­

Nun handelt es sich um ein offizielles SAP-Produkt, für das Cloud-Kund:innen automatisch und ohne zusätzliche Kosten sowohl eine Lizenz als auch offiziellen Enterprise-Support erhalten.

Die Open-Source-Variante Spartacus wird weiterhin existieren, basiert derzeit (noch) auf der gleichen Code-Basis und kann von On-Premise-Kund:innen genutzt werden. Allerdings werden die Bibliotheken für Spartacus nicht mehr wie bisher auf NPM (https://www.npmjs.com/) veröffentlicht. Die Nutzung wird daher außerhalb der Cloud in der Zukunft deutlich komplizierter.

Eine weitere Neuheit ist die Roll-Forward-Update-Policy, weswegen keine Fehlerbehebungen für ältere Versionen mehr vorgenommen werden.

Die Composable Storefront als Benutzeroberfläche ist die geeignete Wahl, um in Verbindung mit der SAP Commerce Plattform als Headless-Motor den Unternehmen ein äußerst performantes System zur Verfügung zu stellen. Sie vereint für den:die Nutzer:in ein hohes Maß an Flexibilität, eine gute Skalierbarkeit und über alle Endgeräte hinweg eine ansprechende Performance.

Maximale Unabhängigkeit

Durch den Headless-Ansatz wird dem Prinzip Rechnung getragen, die Benutzeroberfläche und die Anbindung an externe Systeme getrennt voneinander zu halten. Die Kommunikation findet ausschließlich über Schnittstellen statt. Durch diese klare Trennung richten sich Frontend und Backend darauf ein, unabhängig voneinander zu agieren. Ändert sich die Anbindung an externe Systeme (z. B. ERP), dann findet dies nur noch innerhalb der SAP Commerce Plattform statt und benötigt keinen Eingriff in die Composable Storefront. Im Gegensatz dazu können Änderungen in der Storefront komplett unabhängig von Kernprozessen der SAP Commerce Plattform umgesetzt werden, z. B. wenn eine Erweiterung der SEO-Funktionalität gewünscht wird.

Zukunftssichere Technologie

Die technologische Basis der Composable Storefront bildet Angular, eines der beliebtesten Frontend-Frameworks, in Verbindung mit Typescript. Entwickler:innen, die bereits Erfahrung mit Angular haben sammeln können, werden relativ schnell produktiv mit der Composable Storefront arbeiten können.

Angular ist ein modernes, modular aufgebautes, Single-Page-Application Framework mit einem regelmäßigem, halbjährlichen Update-Zyklus. Dadurch wird die Basis gelegt für ein Produkt, das in allen wesentlichen Bereichen auch zukünftig dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Ein unverzichtbarer Baustein, um den Kund:innen ein performantes und robustes System bereitzustellen.

Bei einer Singe-Page-Application, auch kurz SPA, wird der komplette Seiteninhalt nur einmal geladen und danach dynamisch aktualisiert. Nachgeladen werden nur geänderte Inhalte, wodurch die Anfrage an den Server deutlich weniger und seltener erfolgt. Ein kompletter Reload der Seite wird bei einer SPA nicht durchgeführt. Man bleibt immer auf der gleichen Seite, auch wenn sich die URL ändert. Deswegen reagiert die Anwendung deutlich schneller.

Diese Funktionsweise stellt einen grundlegenden Unterschied im Vergleich zur SAP Commerce Accelerator Storefront dar.

Stetige Weiterentwicklung

Ähnlich wie bei der klassischen Accelerator Storefront, wird eine bereits vorhandene Implementierung mit allen zum Start notwendigen Funktionalitäten bereitgestellt, die entsprechend den jeweiligen Anforderungen des:der Kund:in angepasst werden kann. Der bereitgestellte Funktionsumfang unterliegt einer ständigen Prüfung und Weiterentwicklung, um auf neue oder geänderte Anforderungen am Markt reagieren zu können.

SAP wird fortlaufend Updates für die Composable Storefront veröffentlichen (in der Regel alle 6 Monate). Diese Updates enthalten Fehlerbehebungen, neue Features oder eine Kombination aus beidem.
Außerdem wird gleichzeitig die Angular-Version durch die Updates der Storefront auf einem aktuellen Stand gehalten.

Accessibility

Composable Storefront stellt die Barrierefreiheit sicher, indem es die Kriterien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 einhält, z. B. Medienzugänglichkeit, Animation und Videosteuerung. SAP sorgt auch hier für eine stetige Weiterentwicklung und Anpassung an allgemein gültige Standards.

Progressive WebApp

Composable Storefront erfüllt die Kriterien einer PWA:

  • Mobile First Ansatz – problemlose Funktion auf mobilen Geräten innerhalb des Browsers
  • User Experience, wie in einer nativen App – schnelle Reaktionszeiten, Push-Notifications, Full-Screen Darstellung
  • Suchmaschinenoptimierung – PWA ist im Google Index zu finden und wird auch entsprechend gerankt
  • Verringerung der einmaligen und laufenden Kosten (eine Anwendung für alle Geräte)
  • Offline-Fähigkeit über Service Worker.
  • Geringe App-Größe – Speicherbedarf ist um 80-90 % geringer als der einer nativen App
  • Add To Home Button

Welche Mehrwerte bietet Composable Storefront im Vergleich zur Custom Accelerator Storefront?

Wer im Zusammenspiel mit SAP Commerce Cloud eine Custom Accelerator Storefront nutzt (basierend auf Templates, Monolith anstatt Trennung von Backend und Frontend), wird demnächst umsteigen müssen. Der Support läuft aus und die Composable Storefront löst Accelerator in Zukunft komplett ab. Die Frage ist nicht ob, sondern wann man zum Umstieg gezwungen sein wird. Bereits jetzt bleibt die Accelerator Storefront bei neuen Features unberücksichtigt.

Im Gegensatz dazu bringt die Composable Storefront mit ihrer zukunftssicheren Technologie eine Verringerung sowohl der laufenden als auch der Einmal-Kosten mit sich. Weitere Vorteile sind eine effektivere Content-Erstellung, flexibel skalierbare Kundenerlebnisse, und über alle Geräte hinweg eine bessere Performance mit schnelleren Zugriffszeiten.

Aufgrund eines kompletten Paradigmenwechsel gegenüber dem alten System in Bezug auf Technologien und Architektur (Bibliotheken anstatt Templates, Headless anstatt Embedded, Angular anstatt JSP) ist eine Portierung nicht möglich.


Dein Experte: Sascha Heijmink arbeitet als Softwarearchitekt für team:blue, den SAP-Expert:innen von team neusta, und war in vergangenen Projekten (unter anderem in den Niederlanden und der Schweiz) als FE-Lead für die Spartacus- / Composable-Storefront-Umsetzung verantwortlich. Zusätzlich bildet er außerdem neben dem Projektgeschäft Composable-Storefront-Nachwuchs aus.


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Sascha Heijmink freut sich von dir zu hören: s.heijmink@neusta.de

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