SAP in der Cloud

Veröffentlicht 8. Juli 2022

von Fabian Wielgusiak

SAP in der Cloud: Die Herausforderungen

Welche Cloud Modelle gibt es für SAP-Systeme?

Das Thema „SAP-Systeme“ lässt sich aktuell häufig nicht mehr ohne den Begriff „Cloud“ besprechen. Überall trifft man in der IT auf die Diskussion, die eigenen Systeme und Infrastruktur in die Cloud zu bringen. Was allerdings bedeutet das genau? Welche Möglichkeiten bieten sich hierbei für den Betrieb eines SAP-Systems in der Cloud? Diese Frage sowie die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen sollen in diesem ersten Teil betrachtet und erklärt werden. So schaffen wir eine Basis für den zweiten Serien-Teil „Technische Herausforderungen und hybride Lösungen“.

Die unterschiedlichen Cloudtypen für SAP-Systeme

Um erst einmal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, folgt nun eine kurze Aufschlüsselung der drei Hauptkategorien eines Betriebs der SAP-Systeme in der Cloud. Diese drei Optionen kann man nun den folgenden Produkten zuordnen:

  • SAP Private Cloud
  • SAP Public Cloud
  • SAP on Hyperscaler

SAP on Hyperscaler

Unter SAP on Hyperscaler versteht man den Betrieb der SAP-Systeme in den Cloud Services von Amazon (AWS), Google (GCP), Microsoft (Azure) oder Alibaba Cloud. Dabei stellt der entsprechende Anbieter die Hardware, Virtualisierungsumgebung, Netzwerk- sowie Speicher-Infrastruktur bereit. Dies ermöglicht eine Bereitstellung einzelner VM’s (Virtual Machines) sowie deren dynamische Anpassung in kürzester Zeit und somit eine deutlich höhere Flexibilität gegenüber den meisten On-Premise-Strukturen. Des Weiteren bieten die einzelnen Hyperscaler mittlerweile auch eigene zusätzliche Services zum Betrieb der SAP-Systeme an, wie zum Beispiel eine Unterstützung von E-Invoicing. Dabei ist allerdings zu bedenken:

  • Der administrative Aufwand der VM’s sowie Infrastruktur sind nicht gedeckt und müssen somit eigens gestellt oder zusätzlich hinzugekauft werden.
  • Dasselbe gilt ebenfalls für die Basis-, Entwicklungs- und applikatorische Betreuung der SAP-Systeme.

Das sind zwar zusätzliche Kostenfaktoren und Aufwand, ermöglichen umgekehrt allerdings auch freies Customizing sowie Eigenentwicklung der SAP-Systeme und somit deren größtmögliche Flexibilität.

SAP Public Cloud

Hiermit ist das Software-as-a-Service(SaaS) Produkt SAP S/4HANA Cloud gemeint. Dieses wird als Public Cloud betrieben und zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass die Kund:innen ihre Server, Infrastruktur und Software an die SAP auslagern. Die SAP kümmert sich somit um den gesamten Betrieb der Systeme und stellt jedes Quartal neue Updates und somit auch weitere Funktionen zur Verfügung. Somit können Nutzer:innen der SAP S/4HANA Cloud immer die neuesten Innovationen und Entwicklungen im dreimonatlichen Rhythmus und deutlich vor On-Premise-Anwender:innen nutzen.

In dieser Public Cloud haben die Endanwender:innen Zugriff auf alle Kernfunktionen des SAP-ERP-Systems und dies in einem hochstandardisierten und branchenspezifischen Umfeld. Dadurch reduziert sich für die Anwender:innen der Aufwand für Betrieb und Wartung deutlich, da Updates, Hardware-Anpassungen oder aber auch eine Backup-Infrastruktur durch die SAP bereitgestellt oder umgesetzt werden. Einschränkungen ergeben sich daraus allerdings für Unternehmen, die viele eigene Prozesse haben, welche nicht durch den SAP-Standard abgebildet werden können. Diese können in der Public Cloud durch die Einschränkung des Customizings, sowie der nicht vorhandenen Möglichkeit der Eigenentwicklung nicht abgebildet werden. Außerdem ist der Zugriff auf die Public Cloud nur noch per Fiori Oberfläche möglich.

SAP Private Cloud

Bei der SAP Private Cloud handelt es sich um das Angebot des Betriebs eines On-Premise S/4HANA Systems durch die SAP. Dabei stellt die SAP nicht nur die Server und die Hardware zur Verfügung, sondern stellt über ihr Rechenzentrum auch die Sicherheit und den Betrieb der Systeme sicher. Durch diesen Betrieb ist der Zugriff auf die Systeme via SAP GUI als auch über SAP Fiori möglich. Des Weiteren bietet sich so auch die Möglichkeit für Unternehmen mit sehr spezifischen Prozessen und Anforderungen, in einem durch die SAP betriebenen System, dieses nach ihren Wünschen anzupassen. Ein Nachteil ergibt sich daraus: Die Systeme unterliegen demselben Innovationszyklus wie On-Premise-Systeme und können somit nur jährlich mit neuen Funktionen erweitert werden.

Zusätzliches

Des Weiteren gibt es noch die Möglichkeit der Nutzung der SAP S/4HANA Cloud single tenant edition. Diese Variante hat denselben Funktionsumfang wie SAP S/4HANA On-Premise und SAP S/4HANA Private Cloud. Sie unterscheidet sich aber von diesen beiden Optionen in der Lizenzierung, Bereitstellung und in den Service-Levels. Sie wird von SAP als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt.

Ebenfalls bietet die SAP mit RISE with SAP einen Service zur Unterstützung und Vereinfachung des Umzugs der Systeme bzw. Prozesse in die SAP S/4HANA Cloud (Public Cloud) an.

Alternativ wäre es auch möglich, ein On-Premise-System um gewisse Cloud-Funktionen zu erweitern. Dieser hybride Ansatz kann zum einen zusätzliche On-Premise-Systeme ersparen, zum anderen aber auch das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden.

Fazit

Jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen „Welches Szenario ist für uns und unsere Prozesse das richtige?“. Sowie „Muss man sich Gedanken über die gesamten Kosten oder aber auch über die Kosten einer Anpassung an die SAP-Prozesse machen?“. Somit ergibt sich für jedes Unternehmen die Notwendigkeit einer einzelnen Analyse und es kann keine pauschale Empfehlung für den Betrieb in einem bestimmten Cloud-Produkt oder On-Premise gegeben werden.

Um zu solchen Fragen, die vielschichtige Bereiche betreffen, fundierte Antworten zu finden, bieten unserer Erfahrung nach Workshops ein gutes Forum. Mit allen Beteiligten können so Wege und Möglichkeiten ausgelotet werden und mit entsprechenden Expert:innen dazu am Tisch die Optionen auf Lösungstauglichkeit geprüft werden.


Dein Experte: Fabian Wielgusiak ist Managing Consultant bei Indico Solutions. Er kümmert sich unter anderem um die Administration, Planung und Einrichtung von SAP-Systemen. Auch die Migrationen und S/4Hana Conversions gehören zu seinem Aufgabengebiet.


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