Consulting

Veröffentlicht 8. September 2022

von Saskia Holst

Wie hat sich das Arbeitsleben im Consulting seit der Pandemie verändert?

Viermal die Woche nach Hannover fahren, für einen Tag nach München fliegen oder auch Projekteinsätze in London gehörten vor der Pandemie zum „Daily Business“ eines Consultants. Viele legten mehr als 300 oder gar 500 km in der Woche zurück. Die Pandemie hat unser Berufsleben ganz schön auf den Kopf gestellt. Die eine Woche waren wir noch vier bis fünf Tage unterwegs und plötzlich saßen wir zu 100 % im Homeoffice.

Wir in der IT-Beratung waren durch mobile Geräte wie Diensthandys und Laptops ab Tag eins der Pandemie direkt arbeitsfähig. Auch fast alle unserer Kund:innen konnten direkt die Arbeit im Homeoffice fortsetzen. Dies war nicht selbstverständlich, denn viele Arbeitnehmer:innen hatten nur einen festen Rechner im Office stehen und somit waren Hardware-Bestellungen und Laptopeinrichtungen eine große Herausforderung zu Beginn der Pandemie. Doch wie sieht die Zusammenarbeit im Team und mit den Kund:innen heute aus?

Aktuelle Situation

In den Hochzeiten der Pandemie waren wir, bis auf ein paar Ausnahmen, fast ausschließlich im Homeoffice. Nun entspannt sich die Lage etwas und viele kommen wieder an zwei bis vier Tagen zurück ins Büro. Kundentermine vor Ort sind immer noch selten, finden aber durchaus wieder statt. Nun eher in Form von Planungs- oder Strategie-Workshops und nicht als wöchentliche Arbeitstermine. Denn auch viele unserer Kund:innen arbeiten mittlerweile regelhaft im Homeoffice. Was unsere Kund:innen festgestellt haben: Für ein gutes Projektergebnis müssen wir als Consultants nicht unbedingt vor Ort sein. Auch digital können wir einen guten Austausch und ein Vertrauensverhältnis pflegen.

Was mittlerweile in der Zusammenarbeit in unseren Teams und mit den Kund:innen nicht mehr wegzudenken ist, sind kollaborative Tools. Findet das Projekt in derselben Organisation statt, bietet Microsoft Teams mit Dateiablage, Chatfunktion und Besprechungsmöglichkeiten eine sehr gute Option. Sind mehrere Organisationen im Projekt involviert, z. B. Kund:innen oder andere Beratungshäuser, wird es mit MS Teams schwieriger. Hierbei kann Confluence von Atlassian ergänzend für die Dateiablage und Informationssammlung genutzt werden. Weiterhin ist ein Whiteboard Tool, wie beispielsweise Miro, Mural oder Figma, sehr hilfreich und kann digital beim Brainstorming, bei Feedbackrunden und bei der Planung von Prozessabläufen genutzt werden.

Als die größten Vorteile an der jetzigen Situation sehen wir die flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten und -orte, zum größten Teil den Wegfall von Fahrtzeiten und die ortsungebundene Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Allerdings gestaltet sich in einem hybriden Modell aus Präsenz- und Remotearbeit die Zusammenarbeit gleichzeitig etwas schwierig. Denn sobald die Mehrheit des Projektteams in einem gemeinsamen Raum sitzt und nur einige Personen digital hinzuzugeschaltet werden, leidet teilweise die Tonqualität für die Remote-Arbeitenden und die Einzelgespräche sowie das schnelle Brainstormen am Whiteboard können nicht mitgeschnitten werden. Um hybride Meetings für alle Beteiligten gut gestalten zu können, bedarf es daher eines sehr guten Kamera- und Tonequipments.

Vor- und Nachteile vom Homeoffice

Viele meiner Kolleg:innen vermissen den zufälligen persönlichen Austausch an der Kaffeemaschine sowie die Informationsversorgung durch den Flurfunk, die remote nicht gegeben sind. Dadurch leidet langfristig gesehen das Gemeinschaftsgefühl.

Weiterhin ist man im Homeoffice zwar meist weniger abgelenkt und produktiver, so wird jedoch auch teilweise in der Mittagspause gearbeitet oder der Feierabend nach hinten geschoben. Sofern es die Kundentermine zulassen, kann die Mittagspause aber auch flexibel gestaltet und für wichtige private Termine, wie z. B. Arzttermine, genutzt werden. Das bringt wiederum Vorteile mit sich.

Der Kleidungsstil hat sich ebenfalls bei vielen verändert und ist zu Hause, zumindest unter der Kamera, legerer geworden. Jogginghose oder Hausschuhe sind keine Seltenheit mehr. Alle Kolleg:innen im Videocall einmal aufstehen zu lassen, wäre bestimmt sehr amüsant.

Alles in allem möchten viele meiner Kolleg:innen weder ausschließlich beim Kunden bzw. im Büro noch ausschließlich im Homeoffice arbeiten. Die meisten von uns bevorzugen ein hybrides Modell, bei dem flexibel zwischen Büro, Homeoffice und Kundenbesuch gewählt werden kann.

Wie wird sich das Arbeitsleben in den nächsten Jahren verändern?

Das Thema Work-Life-Balance wird immer wichtiger, denn unsere Arbeitswelt wird immer komplexer und eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben ist gerade im Homeoffice nicht immer leicht. Letzte Woche saß ich in der Mittagspause mit einem schönen Kaffee auf dem Balkon und habe mehrere Artikel zum Thema Work-Life-Balance gelesen, welche auch als Inspiration und Recherche für diesen Blogeintrag dienen. Ist das jetzt Arbeit oder Vergnügen? Ich würde sagen ein bisschen von beidem.

Die Nine-to-five-Mentalität klingt heutzutage schon fast altmodisch. Jobs werden gewechselt, weil Homeoffice vom derzeitigen Arbeitgeber nicht mehr ermöglicht wird. Dabei ist Arbeiten aus einer anderen Stadt nun kein Problem mehr: Handy und Laptop einpacken, für eine ruhige Umgebung und eine gute Internetverbindung sorgen und los geht’s.

Solange das Ergebnis stimmt und Kund:innen, Kolleg:innen und Führungskräfte zufrieden sind, ist es egal von wo und zu welchen Zeiten gearbeitet wird. Dies ist auch für potenzielle Bewerber:innen interessant, denn noch vor ein paar Jahren war „Reisebereitschaft“ eine der wichtigsten Anforderungen im Jobprofil eines Consultants. Reisen zu Kund:innen oder ins Büro werden auch nie ganz wegfallen, aber man muss nicht zwangsläufig in derselben Stadt leben wie der Arbeitgeber. So werden sich Jobanforderungen zukünftig weiter verändern. Und mobiles und standortunabhängiges Arbeiten wird in den nächsten Jahren immer gängiger werden.


Du willst mehr über das Thema erfahren?
Saskia Holst freut sich, von dir zu hören: s.holst@neusta.de
www.neusta-es.de

3 Antworten auf "Wie hat sich das Arbeitsleben im Consulting seit der Pandemie verändert?"

  • Ulrike sagt:

    Genau so ist es! Ich bin gespannt, wie sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren weiter entwickelt. Danke für den Überblick

  • Christian Seedig sagt:

    Spannend wäre diesbezüglich mal eine Betrachtung zu machen was das nun für Anforderungen an die Beschaffung von Mitarbeitenden bedeutet. Aktuell sind fast 80-90% der Stellenangebote für IT-Kräfte mit „100% remote möglich“ getaggt. Sorgt das nun für einen Mindset-Schwenk der Menschen wo es nur noch ums Geld geht – weil man’s kann?

  • Marko Hoffmann sagt:

    Es ist gut, dass wir die Akzeptanz für wechselnde Arbeitsorte und eine gute Vereinbarkeit von Job und Freizeit verbessern konnten. Weltweit. Aber es erschreckt mich, wenn mir von Menschen, gesagt wird, remote ließen sich die gleichen Ergebnisse erzielen. Das stimmt aus meiner Sicht einfach nicht. Arbeit – so meine Meinung – hat mit menschlicher Interaktion zu tun. Diese ist remote nicht so verbindlich, als wenn man sich wenigstens ab und zu auch wirklich im gleichen Raum trifft. Und ich bin der festen Überzeugung, dass sich reine Remote-Arbeit negativ auf die Qualität und auch die Quantität der Arbeitsergebnisse auswirkt. Von menschlichen Problemen (Sozialphobien) mal ganz abgesehen.
    Wir sind eben keine Maschinen, die einfach nur vor sich hinwerkeln. Außer, wir leben eh in einer Simulation. Blaue oder rote Pille?

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