Veröffentlicht 31. August 2023
von Saskia Holst
Kann Automatisierung helfen den Fachkräftemangel zu lösen?
Entlasten statt entlassen!
Automatisierung – ein Begriff, der mit Innovationen und Chancen in Verbindung gebracht wird. Gleichzeitig weckt dieser Begriff bei einigen Personen auch Befürchtungen, dass ihre Jobs in Gefahr sein könnten. Dabei lautet das Motto längst: Entlasten statt entlassen.
Momentan herrscht Fachkräftemangel in zahlreichen Branchen. Schon lange geht es den Unternehmen in Deutschland nicht mehr darum, Arbeitsplätze und Kosten einzusparen, sondern ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot aufrechtzuerhalten. Dabei sind Fachkräfte eine wichtige Ressource.
Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Hier einige Ursachen, die den Fachkräftemangel begünstigen:
Zunächst einmal ist da der demografische Wandel. Die Geburtenrate ist niedrig und somit werden die Erwerbstätigen in Deutschland schrumpfen. Fachkräfte gehen in Rente und können nicht rechtzeitig durch Jüngere ersetzt werden. Das Problem wird sich in den nächsten Jahren verschärfen.
Ein weiterer Grund: Die Anforderungen an die Jobs steigen – insbesondere durch die Digitalisierung. So gibt es einige „alte“ Jobs nicht mehr, dafür entstehen andere mit gänzlich neuen Stellenanforderungen.
Viele junge Menschen wählen ein Studium statt einer Ausbildung: Ein:e ausgebildete:r Handwerker:in hat während der Ausbildung praxisnahe Fachkenntnisse erworben. Praxiskenntnisse werden im Studium hingegen oft weniger vermittelt. Dabei sind die Berufschancen mit einer abgeschlossenen Ausbildung derzeit in einige Branchen besser als mit einem abgeschlossenen Studium.
Abwanderung in die Nachbarländer: In der Schweiz und in Österreich sind die Jobangebote oft attraktiver als in Deutschland. Somit entscheiden sich Fachkräfte, die an den Ländergrenzen wohnen, oft für einen Job im Nachbarland. Zudem wirkt sich die Möglichkeit, einige Jobs komplett remote zu machen, auf die Wahl des Arbeitgebers aus.
Welche Folgen hat der Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemangel stellt Deutschland vor Herausforderungen. Sowohl für die Unternehmen als auch für die gesamte Wirtschaft kann dies schwere Folgen haben. Laut DIHK erwarten etwa 85 % der Betriebe einen Fachkräftemangel. In der IT-Branche fehlen beispielsweise laut Bitkom 137.000 IT-Fachkräfte (Stand November 2022). Ausgeschriebene Stellen sind im Schnitt sieben Monate unbesetzt. Diese Zahl ist seit 2021 um 40 % gestiegen.
Das größte Problem wird die Mehrbelastung der bestehenden Belegschaft darstellen, die die Personalengpässe abfangen muss. Außerdem kann es sein, dass die Produktion von Gütern und Dienstleistungsangebote stark eingeschränkt wird. Zudem können sich Lieferzeiten verlängern. Bereits heute sind manche Unternehmen gezwungen, ihre Geschäftszeiten zu kürzen. Der Konkurrenzkampf ist groß und es fallen immer mehr Personalkosten an, um neue Fachkräfte zu gewinnen und alte zu halten.
Fachkräftemangel im Tourismus
Im Tourismus wurde der Fachkräftemangel unter anderem als Folge der Corona-Pandemie verstärkt. Während der Pandemie wurde für viele Mitarbeitende an Flughäfen, in den Hotels, den Gastronomien uvm. Kurzarbeit angeordnet. Dadurch entschieden sich viele für einen Job– bzw. Branchenwechsel und sind bis heute nicht zurückgekehrt. Das verschärft den Fachkräftemangel in der Tourismusbranche. Die Auswirkungen sind sowohl für Unternehmen als auch für Kund:innen zu spüren. So entstehen beispielsweise hohe Wartezeiten und Verspätungen für Reisende. Eine Entlastung der Mitarbeitenden durch Automatisierung kann Abhilfe schaffen.
In einem Projekt bei der neusta enterprise services haben wir als Product Owner eine Reisebegleiter-App eines großen europäischen Reiseveranstalters weiterentwickelt. Dabei wurden folgende Prozesse in der App optimiert und automatisiert:
- Airport-Guiding der Gäste: Ihnen wird angezeigt, welches Gate, Gepäckband und welchen Transferbus sie nehmen müssen.
- Check-in: Der Check-in im Hotel kann über die App vorgenommen werden.
- Transfer: Die Transfer-Abholzeiten sind in der App zu finden, zudem werden Livedaten der Transferbusse ausgespielt. So weiß jeder Gast, wann er wo sein muss – und das ganz ohne Papierkram.
- Buchungen: Urlauber:innen finden in der App Empfehlungen zur Ausflügen und können diese direkt buchen. Auch die Buchung von Events und Tischen in Restaurants ist direkt in der App möglich.
Gäste werden mit der App automatisch mit vielen relevanten Infos versorgt, die sie 24/7 abrufen können. Für Urlauber:innen bedeutet dies mehr Komfort. Gleichzeitig wird das Personal vor Ort entlastet. Zudem wird durch die Digitalisierung der Prozesse Papier eingespart. Das ist vorteilhaft für die Umwelt und reduziert Kosten.
Was ist notwendig, um Automatisierung zu nutzen?
Die Automatisierung bringt viele Vorteile mit sich und kann in (fast) jedem Unternehmen umgesetzt werden. Damit ein Prozess allerdings digitalisiert werden kann, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:
- Der Prozess wird derzeit manuell durch Mitarbeitende ausgeführt und beinhaltet viele kleinteilige, einzelne Arbeitsschritte.
- Der Prozess läuft regelbasiert ab. Entscheidungen können also systemtechnisch getroffen und müssen nicht mit Kolleg:innen besprochen werden.
- Der Prozess wiederholt sich häufig. Sofern der Prozess nur einmal im Jahr ausgeführt wird, wäre die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben. Denn dann wären die Implementierungskosten vermutlich höher als die manuelle Durchführung des Prozesses.
Fazit
Automatisierung erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, steigert die Effizienz des Unternehmens und spart Kosten ein. Sowohl Mitarbeiter- als auch Kundenanfragen können durch einen automatisierten Prozess schneller bedient und Fehler vermieden werden.
Wichtig: Der Mensch wird nie durch Automatisierung ersetzt werden. Bestimmte, sich wiederholende Tätigkeiten können durch Automatisierung obsolet und der Fokus kann auf andere, wichtige Tätigkeiten gelegt werden.
Automatisierung wird den Fachkräftemangel nicht ganz auffangen können. Allerdings bietet sie die große Gelegenheit, sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen zu entlasten und Ressourcen für andere Aufgaben einsetzen zu können.
Deine Expertin: Saskia Holst ist IT-Projektleiterin bei neusta enterprise services. Sie begleitet Kund:innen bei der Digitalisierung und weiß aus erster Hand, welche Vorteile die Automatisierung von Prozessen mit sich bringt.
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