
Veröffentlicht 16. April 2025
von Clara Gies
Nachhaltiges UX Design: Wie wir digitale Produkte verantwortungsvoll gestalten
Die digitale Welt wächst rasant – und mit ihr der Energiebedarf. Was vielen nicht bewusst ist: Das Internet verbraucht inzwischen mehr Strom als der weltweite Flugverkehr. Doch während neue Rechenzentren entstehen und der Datenverkehr zunimmt, können wir als Gestaltende digitaler Produkte aktiv zur Reduktion von Ressourcen beitragen. Denn nachhaltiges UX Design bedeutet nicht nur bewusstere Entscheidungen im Entwicklungsprozess, sondern auch bessere Erlebnisse für die Nutzer:innen.
Warum nachhaltiges UX Design einen Unterschied macht
Etwa vier Prozent des globalen Energieverbrauchs entfallen auf digitale Infrastrukturen – Tendenz steigend. Hinter jeder Webseite, jeder App und jedem Button stecken Daten, Prozesse und Energieflüsse. Gleichzeitig rückt das Thema digitale Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus von Unternehmen und Gestaltenden. UX-Teams haben damit die Möglichkeit – und Verantwortung –, Produkte so zu konzipieren, dass sie nicht nur funktionieren, sondern auch ressourcenschonend wirken.
Weniger ist oft mehr: Effizienz trifft User Experience
Ein zentraler Hebel für nachhaltigere digitale Produkte liegt in der Reduktion unnötiger Daten. Diese beginnt bei der Frage, welche Inhalte tatsächlich gebraucht werden, und setzt sich fort in konkreten Maßnahmen wie:
- Optimierte Ladezeiten, die nicht nur Energie sparen, sondern auch die Absprungrate senken,
- komprimierten Bildern und Videos, etwa im WebP-Format, die ohne Qualitätsverlust auskommen,
- einer klaren Informationsarchitektur, die Nutzer:innen schneller ans Ziel führt,
- und dem bewussten Verzicht auf überflüssige Inhalte, da rund 99 % aller digital gespeicherten Daten niemals genutzt werden.
Diese Prinzipien helfen nicht nur der Umwelt, sondern auch der Usability – ein klassischer Win-win. Wie eng Nachhaltigkeit und Nutzerfreundlichkeit zusammenhängen, zeigt auch unser Beitrag über digitale Barrierefreiheit im UX Design.

Nachhaltiges UX Design beeinflusst Verhalten
UX Design wirkt nicht nur auf der Interface-Ebene, sondern auch im Verhalten der Nutzenden. Durch gezielte Gestaltung lassen sich nachhaltige Entscheidungen fördern – zum Beispiel durch:
- umweltfreundlichere Auswahloptionen in Bestellprozessen (etwa Abholstationen),
- transparente Informationen, die helfen, Retouren zu vermeiden,
- intuitive Bedienung bei Plattformen für Sharing, Recycling oder Tauschhandel.
Solche Elemente stärken die digitale Nachhaltigkeit auf der Ebene der Nutzung und machen sie für die Zielgruppe direkt erlebbar. Um den eigenen CO₂-Fußabdruck messbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf Tools wie den Website Carbon Calculator.
Nachhaltigkeit beginnt mit der richtigen Frage
Der Einstieg in nachhaltiges UX Design ist weder teuer noch kompliziert – aber er braucht Bewusstsein. Schon mit wenigen Fragen lassen sich viele Hebel erkennen:
- Welche Funktionen sind wirklich relevant?
- Welche Inhalte werden regelmäßig genutzt – und welche nicht?
- Wie viele Ressourcen verbraucht unsere Website im Betrieb?
- Können wir nachhaltigeres Verhalten einfacher machen?
Diese Fragen gehören heute genauso in jedes Kick-off-Meeting wie Zielgruppen oder Business-Ziele. Denn Design, das Verantwortung übernimmt, stärkt am Ende nicht nur die Marke, sondern auch das Vertrauen der Nutzer:innen.
Fazit: Nachhaltiges UX Design als Gestaltungsprinzip
Nachhaltiges UX Design ist weit mehr als ein Trend oder ein Nice-to-have. Es ist ein Gestaltungsprinzip, das Funktionalität, Nutzerzentrierung und ökologische Verantwortung miteinander verbindet. Wer digitale Produkte entwickelt, gestaltet auch die Welt, in der sie genutzt werden. Genau deshalb lohnt es sich, von Anfang an bewusst zu gestalten – für Nutzer:innen, Unternehmen und die Umwelt.
Clara Gies ist User Experience Consultant bei der neusta experience. Mit einem ganzheitlichen Blick auf UX Design, Strategieberatung und User Research unterstützt sie Unternehmen dabei, digitale Produkte zu entwickeln, die nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig und nutzerzentriert sind. So hilft sie Kund:innen, Herausforderungen an der Wurzel zu verstehen und zukunftsfähige Lösungen zu gestalten, die echten Mehrwert bieten.
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