
Veröffentlicht 26. Mai 2025
von Stefan Ehlert
Maverick Buying – Wenn der Einkauf zum Abenteuer wird
„I feel the need … the need for speed!“
Was Tom Cruise alias Pete „Maverick“ Mitchell in Top Gun einst ins Cockpit rief, trifft heute auf so manchen Einkaufsprozess zu. Schnell, eigenmächtig, am liebsten ohne Rücksprache – der Begriff Maverick steht seit dem Wilden Westen für rebellisches Verhalten. Und genau das begegnet Unternehmen bis heute: als sogenanntes Maverick Buying.
Was bedeutet Maverick Buying?
Maverick Buying beschreibt das Phänomen, wenn Abteilungen eigenständig Materialien oder Dienstleistungen bestellen – und dabei die Einkaufsabteilung umgehen. Dieser „wilde Einkauf“ ignoriert definierte Prozesse, was nicht nur Effizienz und Compliance gefährdet, sondern auch Risiken birgt, die oft erst im Nachhinein sichtbar werden.
Was sind die Folgen?
Was auf den ersten Blick schnell und unkompliziert wirkt, bringt auf lange Sicht viele Nachteile mit sich:
- Nicht qualifizierte Lieferanten erhalten Aufträge, da Einkaufsprüfungen fehlen.
- Unvollständige Bestelldaten erschweren Wareneingang und Rechnungsprüfung.
- Keine Preisvergleiche führen zu höheren Kosten.
- Zu viele Lieferanten verhindern Mengenbündelung und schwächen die Verhandlungsposition.
- Zahlungsvorteile wie Skonti werden durch langsame Prozesse verspielt.
- Unklare Vertragskonditionen erhöhen das Risiko im Reklamationsfall.
- Fehlende Garantie- und Gewährleistungsregelungen verursachen Folgekosten.
Kurz gesagt: Maverick Buying erzeugt operative Unsicherheiten und senkt den strategischen Einfluss des Einkaufs.
Warum passiert Maverick Buying?
Es gibt viele Gründe, warum Mitarbeitende den offiziellen Beschaffungsweg meiden:
- Mangelndes Vertrauen in die Einkaufsabteilung
- Zeitdruck bei dringendem Bedarf
- Persönliche Präferenzen für bestimmte Lieferanten
- Fehlender Überblick über Rahmenverträge oder strategische Einkaufsziele
- Unbekannte Prozesse – oft wissen Fachbereiche schlicht nicht, dass es Tools oder Vorgaben gibt
Ein Klassiker: Ein Fachbereich bestellt eigenmächtig Headsets bei einem bekannten Anbieter – ohne zu wissen, dass der Einkauf bereits bessere Konditionen über einen Rahmenvertrag verhandelt hat.
Wie lässt sich Maverick Buying vermeiden?
Wenn Unternehmen Maverick Buying verhindern wollen, braucht es nicht nur Regeln – sondern auch Kommunikation und digitale Unterstützung. Diese vier Ansätze helfen:
1. Klare Einkaufsrichtlinien
Transparente, verbindliche Regeln sind die Grundlage. Eine leicht zugängliche und gut erklärte Einkaufsrichtlinie schafft Orientierung – und lässt sich auch für Schulungen nutzen.
2. Bessere Kommunikation des Einkaufs
Regeln helfen nur, wenn man ihren Nutzen versteht. Der Einkauf muss seine Rolle aktiv kommunizieren: Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit? Wie können Fachbereiche Zeit und Geld sparen?
3. Vorlagen und Kataloge
Je einfacher der Bestellvorgang, desto höher die Akzeptanz. Digitale Kataloge und Vorlagen vereinfachen den Einkauf – besonders bei Kleinstbestellungen – und entlasten zugleich das Einkaufsteam.
4. E-Procurement-Systeme
Moderne Tools wie SAP Ariba schaffen verbindliche, digitale Prozesse. Berechtigungen, Budgets und Genehmigungsworkflows sorgen dafür, dass auch dezentrale Bestellungen regelkonform ablaufen.
Welche Vorteile SAP Ariba Snap speziell für mittelständische Unternehmen bietet, erfährst du in unserem Beitrag zu effizienter Beschaffung mit SAP Ariba Snap.
Fazit: Was würde Maverick tun?
Maverick Buying fühlt sich oft wie die schnelle Lösung an – ist aber langfristig ein Risiko. Wer nachhaltige Prozesse schaffen will, muss die Einkaufsstrategie durch klare Strukturen, Kommunikation und Technologie absichern.
Und beim nächsten impulsiven Kaufwunsch gilt:
Nicht fragen: „Was würde Maverick tun?“ – sondern genau das Gegenteil davon machen.
Dein Experte: Stefan Ehlert ist Business Development Procurement-Experte bei neusta enterprise services. Nach über 15 Jahren internationaler Erfahrung im Projekt- und Produktmanagement – mit umfassender Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette – war er mehrere Jahre als Director of Supply Chain & Product Management tätig. Heute unterstützt er Unternehmen sowohl als klassischer Projektleiter als auch bei der Einführung und Umsetzung agiler Projekte und Prozesse.
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